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7 juillet 2007 6 07 /07 /juillet /2007 19:27


Die Deutschen erholen sich allmählich vom Trauma des 2. Weltkriegs. 60 Jahre nach Auschwitz und dem Ende des Krieges gilt für viele die Fußballweltmeisterschaft als Symbol für einen neuen und erleichterten Umgang mit der eigenen Vergangenheit.
Das ist jedoch m.E. nur der Anfang einer neuen Beziehung zum eigenen Land, die zu einer allgemeineren Überlegung zur nationalen Idee in Deutschland führen sollte. Das deutsche intellektuelle Leben, das eindeutig so reich ist, beweist vielleicht noch eine gewisse Schüchternheit, was die Erneuerung der deutschen nationalen Idee anbelangt. Das Problem ist also das folgende: was ist das politische Projekt Deutschlands 60 Jahre nach dem Ende des Weltkriegs, 20 Jahre nach der Wende und 5 nach der Einführung des Euro?
Eine neue und adäquate nationale Idee sollte (unter anderen) diese Frage beantworten: was will Deutschland? Was will es sein? Und wozu? Hier beschränke ich mich nur auf einige mögliche Ziele, die eine neue nationale Idee definieren könnte. Auf die wenigstens so entscheidende Frage des „Wie“ komme ich später zurück.
Es steht erstens außer Frage, dass die für jede Demokratie konstitutiven Werte ein wesentliches Element dieser neuen nationalen Idee sein müssen: Schutz der Grundrechte (Meinungsfreiheit, Unantastbarkeit der Menschenwürde, Pressefreiheit, Privateigentum usf.) und ihrer Bedingungen (parlamentarische Demokratie, Sicherheit, Volksouveränität).
Aber es muss zweitens auch ein klares Bewusstsein der Interessen Deutschlands geben. Der für das Nachkriegsdeutschland typische Pazifismus war nur eine vorläufige und gut verständliche Antwort auf die Niederlage von 1945. Aber ein klares Bewusstsein der Bedeutsamkeit der außenpolitischen und insbesondere der europäischen Politik ist dabei notwendig, das nicht bloß als ein vager lästiger Begriff aufzufassen ist, sondern als das Herz der gesamten deutschen Politik. Es liegt an der deutschen Geschichte aber auch an der geographischen Situation Deutschlands, dass es für seine Nachbarn ein Problemland ist.
Ein Land, das sich im Herzen Europas befindet und dass keine natürlichen Grenzen besitzt, ist von Natur her dazu bestimmt, in Konflikte mit seinen Nachbarn oder wenigstens in Schwierigkeiten mit ihnen zu geraten. Ein Land mit einer solchen Geschichte muss sich außerdem darüber im Klaren sein, dass jedes Wort, jede Idee oder jeder Vorschlag aus Deutschland sehr schnell und sehr einfach als eine mögliche Gefahr für seine Nachbarn interpretiert wird. Die große Herausforderung für die neue Bundesrepublik ist, dass es einen dritten Weg zwischen der Machtlosigkeit (wie während des heiligen Reichs deutscher Nation) und der Gefährdung des europäischen Friedens aufgrund seiner Machtansprüche (wie während des dritten Reichs) zu finden hat.
Deutschland hat von daher ein besonderes Interesse an der europäischen Konstruktion. Wenn Deutschland den Frieden in Europa braucht (wie die Geschichte zureichend bewiesen hat), dann muss es ein aktiver und bewusster Akteur einer wohl verstandenen Politik des nationalen Interesses werden. Deutschland darf keine Illusionen hegen: jeder Rückschlag für Europa ist auch ein Rücktritt für es selbst.
Man kann sich aber fragen, ob dies allen deutschen Politikern und Intellektuellen klar ist, die sich sehr oft mit den gewöhnlichen föderalistischen Parolen begnügen und ob sie wirklich die akute Wichtigkeit Europas für die eigenen Interessen ihres Landes wahrnehmen.
Eine neue Reflexion hinsichtlich der Rolle Deutschland im Nahosten, Afrika, Asien und gegenüber Russland und die USA ist auch höchst notwendig. Man kann sich den Eindruck nicht verwehren, dass Deutschland sich damit begnügt, seine untastbare Freundschaft zu Israel auszusprechen, Afrika den Franzosen, den Amerikanern und immer mehr den Chinesen zu überlassen, und einen Zickzackkurs in ihren Beziehungen zu Russland und den USA verfolgen.
Die hier dargestellte Verteidigung einer erneuerten Politik, die im Dienste der Interessen Deutschland und seiner Bürger steht, ist sicherlich hochanspruchvoll. Aber das Schicksal Deutschlands ist das von ganzem Europa, weil Deutschland das politische Laboratorium für das Nachkrigeseuropa ist. Ein Europa, das an sich selbst glaubt und sich klare Ziele gibt. Ein Europa, das das schöne Wort von nationaler Identität rehabiliert, für das der Begriff von nationalem Stolz mehr eine Aufgabe ist, der Vergangenheit seines Landes würdig zu sein als eine sinnlose Eitelkeit.

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